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Claudia Brefeld                                                                     artgerecht & ungebunden

 

Haiku-Glossar

haiku glossary

 

Japanische Fachbegriffe rund um das

Haiku (romaji)

俳句 (kanji)      はいく (hiragana)

 


ageku –
letzte Strophe eines Renga/Renku


atarashimi –
neue Werte, neuer Blickwinkel - mit neuer Wahrnehmung und aus neuen Perspektiven heraus einen Blick auf alte Werte und Themen zu werfen


bunnin –
Erstellung eines Renga/Renku via Post, Fax, Telefon oder Internet


butsuga ichinyo –
"Objekt und Selbst als eins" – Verschmelzung von Subjekt und Objekt - laut Bashō ein Zustand und ein poetisches Ideal, in dem es keine Unterscheidung zwischen Seher und Gesehenem (hier und dort) gibt


chōku –
Langvers (5-7-5-moren-Vers) in einem Renga/Renku


dai –
ein vorgegebenes Thema, über das gedichtet werden soll


daisan –
dritte Strophe eines Renga/Renku


degachi –
im Renku der Prozess, bei dem alle teilnehmenden Dichter*innen einen Vers für jede Strophenposition verfassen, der erfolgreiche Vers wird vom sabaki oder sōshō ausgewählt


dentō haiku –
traditionelles Haiku - besondere und bekannte Verfechter des traditionellen Haiku im
5-7-5-moren-Rhythmus und mit einem Jahreszeitenwort waren Masaoka Shiki
(1867-1902), Gründer der Zeitschrift Hototogisu, und sein Schüler Takahama Kyoshi (1874-1959)


dokugin –
ein Solo-Renga/Renku - nur von einer Person geschrieben


ebaisho –
bebilderte Haiku-Anthologien (Edo-Zeit)


fueki –
Idee der immer währenden Wahrheiten, die Dichter mit ihren Idealen anstreben


fueki ryūkō –
"unwandelbar und zeitgemäß" - laut Bashō muss ein Renga literarischen Wert und ein Gefühl für Eleganz haben


fuga –
"wahre, echte Kunst", Eleganz - die Renga-Dichtung wurde erst durch Bashō in diesen Status erhoben


fuga no makoto –
"poetische Wahrheit"


fūryū –
"Lauf des Windes" - verleiht (vergänglicher) Feinheit, Eleganz oder Schönheit eine poetische Qualität


fusoku-furi –
"nicht zu nah, nicht zu weit" - ein wesentliches Element im Haiku und verwandte Formen, wenn es um die Interaktion zweier Teile in einem Gedicht geht - sie sollen gleichzeitig unabhängig und doch nicht getrennt sein


ga –
"Eleganz" - die höchste Form von Kunst im Gegensatz von zoku - so wurde im Renga durch das Suffix ga dieser Status gekennzeichnet, der von Bashō durch die Verwendung des Begriffes fuga erreicht wurde


gendai haiku –
modernes, zeitgenössisches Haiku - es begann sich in Japan nach dem zweiten Weltkrieg zu etablieren, löste sich u.a. von den Vorgaben Jahreszeitenbezug und
5-7-5-moren-Zählung


ginko –
Haiku-Spaziergang - ein traditioneller Spaziergang zu bestimmten Plätzen, um Eindrücke zu sammeln und Haiku zu schreiben


gojuin –
Renku-Dichtung mit 50 Strophen


gūi –
"versteckter Sinn"


haibun –
zusammengesetzt aus haikai no bunsho und bedeutet in etwa „Prosa im haikai-Stil“ - Prosatext (unterschiedliche Prosa-Stile sind durchaus möglich) in der Regel mit einem oder auch mehreren Haiku


haiga –
die Kombination von visuellen (Sumi-e usw.) und textlichen (Haiku) Elementen auf einer gemeinsamen Unterlage: einer Leinwand, einer Schriftrolle, einem Blatt Papier, einem Fächer usw. - dabei soll der Text nicht das Visuelle erklären und umgekehrt, sondern beide Teile sollen sich ergänzen und zu einem Gesamtwerk zusammenfügen (siehe auch sha-hai)


haiga koraboreeshon –
Haiga-Gemeinschaftsarbeit von (zwei oder) mehreren Autor*innen


haigon –
Bezeichnung für neue Ausdrücke in der haikai-Dichtung (wegweisend für dieses Genre), die es in der klassischen waka-Poesie noch nicht gegeben hat - umgangssprachliche Wörter mit poetischer Resonanz


haii –
"Haikai-Geist" - auch Haiku-Moment genannt, die Betonung liegt dabei auf Leichtigkeit, Suggestivität und den Neuigkeitswert eines Haiku


haijin –
ein vollkommener Haiku-Poet / eine vollkommene Haiku-Poetin in Japan - nicht zu verwechseln mit jemanden, der / die allgemein Haiku schreibt


haikai –
"Humor, Witz" - Bezeichnung für humoristische Gedichte - dieser Begriff wurde später als Ersatz für haikai no renga genutzt und allgemein für jede Dichtung in diesem Sinne verwendet


haikaishi –
Autor von haikai-Gedichten


haiku –
zusammengesetzt aus haikai no hokku - erster Vers aus einem haikai entnommen - der Startvers (hokku) eines Renga wurde von Bashō (Matsuo Bashō, 1644-1694) aus der Kettendichtung hervorgehoben und fungierte ab dem Zeitpunkt bereits als Werk mit besonderer Qualität - jedoch erst Shiki (Masaoka Shiki, 1867-1902) löste das hokku aus dem haikai, machte es zu einer eigenständigen Gedichtform und führte dafür den Begriff Haiku ein - anfänglich beinhaltete es ein Jahreszeitenwort und wurde im Rhythmus von 5-7-5 moren geschrieben, später löste man sich von diesen Vorgaben (modernes Haiku)


hana –
"Blüte" - Kirschblüten (sakura) werden oftmals ebenfalls so bezeichnet


hana no ku –
Blütenvers in einem Renga/Renku


hanami –
"Blüten beschauen gehen"- Kirschblütenfest in Japan


hankasen –
Renku-Dichtung mit 18 Strophen (halbe kasen-Länge)


hansen haiku –
Anti-Kriegshaiku


haramiku –
beim Renku eine Strophe, die nicht an Ort und Stelle erstellt worden ist, sondern schon vorher vorbereitet wurde, dies sollte vermieden werden


hiraku –
in einem Renga/Renku die Bezeichnung für eine Strophe, die keinen besonderen Namen (wie z.B. hokku, wakiku, daisan etc.) hat


hizaokuri –
im Renku eine Regel, nach der die Dichtenden in vorgegebener Reihenfolge abwechselnd eine Strophe schreibt


hokku –
Startvers (eines Renga/Renku), der früher in der Regel vom Hauptgast der Dichterrunde gestellt wurde - hatte und hat eine herausragende Qualität und Stellung in den Kettendichtungen - bekam eine gewisse Eigenständigkeit schon zu Bashōs Zeiten - so wurden damals bereits hokku-Wettbewerbe veranstaltet


honka
Vorlagegedicht


honkadori –
Haiku schreiben nach einem Vorlagegedicht, aus dem oftmals Phrasen entnommen und im Haiku eingebaut werden


honzetsu –
Anspielungen auf z.B. allgemein bekannte Prosawerke (wie das genji monogatari)


hosomi –
"Spärlichkeit, Kargheit"


hyakuin –
Renku-Dichtung mit 100 Strophen


ichibutsu jitate –
Haiku mit nur einem Thema / einer Szene


imachi –
Renku-Dichtung mit 18 Strophen - hat im Gegensatz zu anderen Renku-Dichtungen keine jo - ha - kyū-Strophenaufteilung


jiamari –
zu viele Silben (beim trad. Haiku)


jikkan –
wirkliche Gefühle


jittetsu –
die zehn großen Schüler der Bashō-Schule (Shomon)


jiyūritsu haiku –
"Freies Haiku" - die Freie-Haiku-Bewegung  wurde von Ogiwara Seisensui (1884-1976) kurz nach 1900 ins Leben gerufen, sie wandte sich von der Neuen-Haiku-Bewegung (siehe Neues Haiku - shinkō haiku) ab und löste sich von der Regel 5-7-5-moren-Rhythmus und Jahreszeitenwort


jisei no ku –
Sterbevers - durchaus von vielen Dichter*innen nicht erst kurz vor ihrem Tode geschrieben


jitarazu –
zu wenig Silben (beim trad. Haiku)


jo - ha - kyū –
Strophenaufteilung in einem Renga/Renku
jo –    Vorderseite (Einleitung)
ha –   Hauptteil (Entwicklung)
kyū –  Rückseite (Abschluss)


ju nana –
siebzehn (17)


jūnicho –
Renku-Dichtung mit 12 Strophen (auch zwölf-Ton-Renku genannt) - hat im Gegensatz zu anderen Renku-Dichtungen keine jo - ha - kyū-Strophenaufteilung


jūsanbutsu –
Renku-Dichtung mit 13 Strophen


juxtaposition –
Gegenüberstellung zweier Bilder/Elemente, die dadurch dynamisch in Beziehung treten - ein Spannungsgefüge, das Assoziationen evoziert (siehe auch nibutsu shoogeki und toriawase)


kachō fūei-shi –
"Gedicht der Blumen und Vogel-Dichtung" - eine Naturdichtung, die um die Phänomene der Natur in den vier Jahreszeiten und der menschlichen Lebenswelt kreist - eine Definition des Haiku von Takahama Kyoshi (1874-1959)


kakekotoba –
Scharnierwort oder -wortteil - bezieht sich auf zwei Versteile (als letztes Wort des ersten Teiles und erstes Wort des zweiten Teiles) und erhält so durch den unterschiedlichen Sinnzusammenhang eine Doppelbedeutung


kami no ku –
im tanka die ersten drei Segmente bzw. die obere Strophe (5-7-5)


kannenteki –
ein "ideengezeugter Vers", basiert nicht auf einer real beobachteten Szenerie


kannonbiraki –
bestimmte Art der Wiederholung: wenn uchikoshi und tsukeku  (siehe uchikoshi-maeku-tsukeku) in einem Renku ein identisches Bild oder Thema haben - dies soll vermieden werden


kanshi –
chinesisches Gedicht


kaori –
"Duft" - impressionistische Verknüpfung zwischen benachbarten Strophen im Renga, beide rufen das gleiche Gefühl hervor, obwohl sie unterschiedliche Bilder verwenden


karumi –
Schlichtheit (wörtlich: "Leichtigkeit") - die Schönheit der einfachen Dinge mit schlichten Worten wiederzugeben, ein Stil, den Bashō eingesetzt hat


kasen –
Renku-Dichtung mit 36 Strophen
jo - ha - kyū /Strophenaufteilung: 6 – 24 (2 x 12) – 6, daraus ergeben sich vier Seiten


kichigai –
verschiedene Jahreszeitenwörter in einem Haiku, dies sollte in der Regel vermieden werden


kidai –
Jahreszeitenthema - Schlüsselthema, durch dem ein Haiku einer Jahreszeit zugeordnet werden kann


kigasanari –
zwei Jahreszeitenwörter (kigo) gleicher Jahreszeit in einem Haiku


kigo –
ki von kisetsu (Jahreszeit), go von kotoba (Wort)
Jahreszeitenwort - Schlüsselwort für eine Jahreszeit in einem Haiku


kire –
Schnitt innerhalb eines Haiku (oder einer Renku-Strophe) - eine Pause die trennt


kisetsu –
"Jahreszeit" - auch das Bewusstsein für die tiefe Beziehung zwischen den Menschen und den Jahreszeiten


kireji –
Schneidewort - eine Art verbales Satzzeichen im Japanischen, das je nach Inhalt durch unterschiedliche Wörter dargestellt werden kann
Häufige kireji sind: ka, kana, -keri, -ramu/-ran, -shi, -tsu, ya


kizure –
zwei Jahreszeitenwörter (kigo) verschiedener Jahreszeiten in einem Haiku, um Jahreszeiten ineinander übergreifen zu lassen


kōgyō, chōgyō –
eine Renku-Versammlung abhalten


kokoro –
"Herz, Seele" - dichterische Subjektivität (beim shasei)


kocho –
Renku-Dichtung mit 24 Strophen


ku –
kurzer, knapper Vers


kugire, kugiri –
"Lücke, Pause" - wird in ein Haiku eingefügt, um eine Pause in Bezug auf die Bedeutung, den Inhalt oder den Rhythmus zu machen


kukai –
Haiku-Wettbewerb, bei dem die teilnehmenden Dichter*innen auch gleichzeitig die Bewerter*innen sind


kukazu –
"Anzahl der Verse"


kusari renga –
auch cho-renga bzw. nur Renga genannt - Lang-Kettengedicht im eigentlichen Sinne, im Gegensatz zum Kurz-Kettengedicht tan-renga


kusō –
"Phantasie"


kyaku –
der Ehrengast / die Ehrengästin einer Renku-Sitzung, der / die das hokku dichtet


kyakkan byosha –
Objektivität


kyoka -
eine humorvolle, satirische, spielerische (manchmal vulgäre) Version des Tanka mit einem Metrum von 5-7-5-7-7 - hatte ihren Höhepunkt in der Edo-Zeit - es wurden häufig Wortspiele und Pointen verwendet, gängige Technik war honkadori, bei der ein klassisches Gedicht als Grundlage genommen und verändert wurde


ma –
wird oft auch als "eine Leere voller Möglichkeiten" oder "wie ein noch zu erfüllendes Versprechen" beschrieben, es ist nicht die Abwesenheit von etwas, sondern das Herz der Dinge - ma steht für das Gelingen einer Balance, für das Verhältnis zwischen zwei strukturierenden Teilen


maeku –
die zweite Strophe (preceding verse) in einer Reihenfolge, bestehend aus drei Strophen innerhalb eines Renku (siehe uchikoshi-maeku-tsukeku)


makoto –
"Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit"


meigen –
"goldene Worte", wichtige Lehrsätze


meigetsu –
klar leuchtender Herbstvollmond (achter Vollmond im Lunar-Kalender)


mitsumono –
Renku-Dichtung mit 3 Strophen


mono no aware –
"das Herzzerreißende der Dinge" - das Bewusstsein von der Vergänglichkeit (mono - Dinge, aware - transzendiert die Gefühle von Traurigkeit und Freude und führt diese in eine neue, tiefe Emotion) - diese Haltung zeigt sich z.B. in der "Geschichte vom Prinzen Genji" (Genji Monogatari)


mora –
japanische Lauteinheit, Mehrzahl: moren


mu –
die buddhistische "Leere", kann auch als "nichts" oder "ohne" übersetzt werden - mu weist über den Prozess der dualistischen Unterscheidung hinaus: Keine Klasse > nicht eins, nicht null, nicht ja, nicht nein


muki haiku –
Haiku ohne Jahreszeitenwort


muki no kotoba –
"Wörter ohne eine Jahreszeit"


mushin renga –
"herzloses Renga" - alle Themen und Wörter waren erlaubt - galt als (vulgärer) Zeitvertreib der Aristokraten in Japan - entwickelte sich zum haikai no renga


nibutsu shoogeki –
Gegenüberstellung, Kontrastierung zweier Dinge (siehe auch juxtaposition)


nihon kanshi –
japanische Gedichte im chinesischen Stil


nijūin –
Renku-Dichtung mit 20 Strophen


nioi –
"Duft" - Verbindung so fein, dass sie kaum greifbar ist, ein von Bashō verfeinerter Stil (siehe auch kaori)


nushi aru kotoba –
"Ausdrücke, die ein Herrn haben" - Ausdrücke, die aufgrund ihrer besonderen Schönheit oder Originalität als Eigentum ihrer Verfasser*innen betrachtet und deshalb in Japan in der Dichtung fortan nicht von anderen verwendet werden durften


Oi no Kokumi –
Bashōs Tagebuch "Die kleine Schrift aus meinem Reisekorb"


okasi –
"all das, was das Gesicht zum Lächeln oder Lachen bringt" - Gegenstück zu mono no aware - ein ästhetisches Prinzip, das eher den Intellekt anspricht - hier sei z.B. das "Kopfkissenbuch" von Sei Shōnagon genannt


Oku no Hosomichi –
Bashōs Reisetagebuch "Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland" bzw. "Enge Straße nach Oku"


onchō –
"Harmonie"


renga –
"verbundene Eleganz" - Sammelbegriff für Kettendichtungen mit unterschiedlichen Strophenanzahlen, von mehreren Dichtern geschrieben – später unterschied man Renga und Renku
Renga: Bezeichnung für japanische Kettendichtungen im Zeitraum "13. Jahrhundert bis zu Bashōs Zeit"


renju –
die Mitglieder einer Renga-Zusammenkunft


renku –
"verbundene Verse" - Sammelbegriff für Kettendichtungen  mit unterschiedlichen Strophenanzahlen, von mehreren Dichtern geschrieben - zeichnen sich gegenüber den Renga durch höhere Qualität aus, nachdem Bashō konkrete und stringentere Regeln einführte
Renku: Bezeichnung für japanische Kettendichtungen im Zeitraum "Bashōs Zeit bis Gegenwart"


renshi –
Kettendichtung von mehreren Autor*innen geschrieben - im modern, formal ungebundenen Stil - mehrsprachig möglich, Richtung Gedankenlyrik, freie Gestaltung


rinne –
Name für die Wiederholung eines gleichen Themas, eines Bildes oder eines Wortes in einem Renku


rokku –
Renku-Dichtung mit variabler Anzahl von Strophensätzen (mindestens drei Strophensätze: jo - ha - kyū) - jeder Satz besteht aus sechs Strophen


ruiku –
ähnliches, gleichartiges Haiku


ryogin –
ein von zwei Autor*innen geschriebenes Renga/Renku


sabaki –
Leiter*in einer Renga/Renku-Sitzung, auch sōshō genannt


sabi –
Patina zeigen, über Reife verfügen, elegante Schlichtheit - alt und verwittert mit einem Hauch Traurigkeit auf Grund von Verlassenheit - beinhaltet auch Gebrauchsspuren des Alters


saijiki –
Verzeichnis, Wörterbuch, Nachschlagewerk der kigo einer Region


sangin –
ein von drei Autor*innen geschriebenes Renga/Renku


san-ju ichi –
einunddreißig (31)


sarikirai –
Regel, um die Wiederholung eines Bildes oder eines ähnlichen Verses in einem Renku zu verhindern


seisen haiku –
heiliges Kriegshaiku, verherrlichend


senku –
Renku-Dichtung mit 1000 Strophen


senryū –
ähnlich dem Haiku, aber inhaltlich steht das seelische Erleben, das Emotionale im Vordergrund
"Ein senryū ist dem Haiku ähnlich, außer dass es tendenziell satirischer oder ironischer im Ton ist. Haiku versuchen, ein Gefühl zu vermitteln, und senryū versuchen, einen Punkt zu machen. Und wenn das Haiku ein Finger ist, der auf den Mond zeigt, ist das senryū ein Finger, der Sie - oder jemand anderen - in die Rippen sticht." (Michael Dylan Welch)


sensei –
anerkannte, ausgebildete Haiku-Meister*innen


sensō haiku –
Kriegshaiku, neutral beschreibend


sha-hai –
sha von shashin (Foto), hai von Haiku
Komposition aus einem Foto und einem Haiku


shasei –
Stil des objektiven Skizzierens der Natur "so wie sie ist" in einem Haiku - Momentaufnahme, vergleichbar mit einem Schnappschuss, bei dem das subjektive Auswählen und die Perspektive beim Fotografieren einen nicht ganz unerheblichen Einfluss haben


shibumi –
Kürze, Wortökonomie


shibusa –
"Schlichtheit, Sparsamkeit" - auch Stil der "vornehmen Zurückhaltung"


shikimoku –
Gesamtheit der Regeln, die die stilistischen Anforderungen bezüglich Abwechslung in einem Renga/Renku gestalten und das Auseinanderfallen des Werkes verhindern


shimo no ku –
im tanka die letzten zwei Segmente bzw. die untere Strophe (7-7)


shinkō haiku –
"Neues Haiku" - wurde u. a. durch Kawahigashi Hekigotō (1873-1937), Schüler von Masaoka Shiki (1867-1902), etabliert (Bewegung zum Neuen Haiku) und setzte sich so vom traditionellen Haiku (dentō haiku) ab: die Anzahl von 17 moren blieb erhalten, allerdings nicht mehr auf den Rhythmus 5-7-5 beschränkt und auch das Jahreszeitenwort war nicht unbedingt erforderlich


shiori
"Empfindlichkeit, Zartheit" - zarter Nachklang des dichterischen Erlebnisses, in dem ein allgemeiner Ton von Traurigkeit mitschwingt


shisan –
Renku-Dichtung mit 12 Strophen


shishi –
Renku-Dichtung mit 16 Strophen


shiZen to hitotsu ni naru  –
"Einssein mit der Natur" - ist analog mit "satori" (Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins im Zen-Buddhismus)


shofu –
Stil von Bashō, der vor allem durch die Begriffe wabi, sabi, shiori, hosomi und karumi bekannt ist


sokkyō –
"Spontanität"


shomon –
Bashō-Schule


sono mana –
"ungeschminkt" - ohne Interpretation oder Ausschmückung


sōshō –
Leiter*in einer Renga/Renku-Sitzung, auch sabaki genannt


takedakashi –
großartiges, erhabenes Bild - sollte von einem hokku in einem Renku entworfen werden


tan-renga –
älteste Form der Kettendichtung - entstand aus dem tanka - ein von zwei Autor*innen geschriebenes zweistrophiges Kettengedicht - erst später entwickelten sich längere Kettendichtungen(siehe kusari renga)


tanka –
kurzes Lied, kurzes Gedicht - über 1.300 Jahre alt - Stilrichtung der jap. Gedichtform waka - bestehend (traditionell) aus 31 moren nach dem Schema 5-7-5-7-7 angeordnet


tanku –
Kurzvers (7-7-moren-Vers) in einem Renga/Renku


tanzaku –
Papierstreifen zum Aufschreiben eines Gedichts


teikei haiku –
Haiku im 5-7-5-moren-Rhythmus


teishu –
Schirmherr*in eines Renku-Treffens, der / die den Platz zur Verfügung stellt


tenji –
der Begriff Verschiedenartigkeit innerhalb der Renku-Regel 'Anschluss und Verschiedenartigkeit' (link and shift)


tensaku –
eine Art poetische Bearbeitung/Überarbeitung eines Haiku etc. z.B. während eines Workshops - dabei ist wichtig, den ursprünglichen Ansatz der Autors / der Autorin zu respektieren und zu schauen, ob die Idee des anderen noch effektiver umgesetzt werden kann - und: die Urheberschaft des überarbeiteten Werkes bleibt auch danach ausschließlich bei dem Autoren / der Autorin


toriawase –
eine Kombination, eine Zusammenstellung, ein zusammengehöriges Paar, inhaltlich sollten sie nicht zu nah und nicht zu weit voneinander entfernt sein (siehe auch juxtaposition)


triparshva –
Renku-Dichtung mit 22 Strophen


tsubaki matsuri –
das Kamelienfest zum Winterende


tsuizenshū –
Gedenksammlung


tsukeai –
der Begriff Anschluss innerhalb der Renku-Regel 'Anschluss und Verschiedenartigkeit' (link and shift) - auch tsukekata oder tsukeaji genannt - es bezieht sich auf das Mischen und Zusammenfügen von (ungewöhnlichen) Wortkombinationen, die die Phantasie beflügeln und ein neues Bild evozieren - ein interessantes Merkmal eines Renga/Renku


tsukeku –
die dritte Strophe (linking verse) in einer Reihenfolge bestehend aus drei Strophen innerhalb eines Renku (siehe uchikoshi-maeku-tsukeku)


tsuki no ku –
Mondvers in einem Renga/Renku


tsukimi –
"Mond schauen gehen" - Herbstmondschau, Fest in Japan


uchikoshi –
die erste Strophe (leap-over-verse) in einer Reihenfolge bestehend aus drei Strophen innerhalb eines Renku (siehe uchikoshi-maeku-tsukeku)


uchikoshi - maeku - tsukeku –
eine Reihenfolge bestehend aus drei Strophen innerhalb eines Renku - in einem solchen Dreiergefüge ist zu beachten, dass im tsukeku (dritte Strophe) nicht wieder inhaltliche oder stimmungsmäßige Themen vom uchikoshi (erste Strophe) aufgenommen werden - es gilt also, das Prinzip des Voranschreitens und der Verschiedenheit in einem Renku umzusetzen


ushin renga –
"Renga mit Herz", galt als ernsthaftes Renga, das den höfischen Traditionen in Japan eines gehobenen Tons folgte und auf klassische Weise feinste Gefühle auszudrücken suchte


uta –
"Vers" - Oberbegriff für alle japanischen Verse (geschrieben, gesprochen oder gesungen)


uta-awase –
"Dichterwettstreit"


wabi –
"an Ärmlichkeit grenzende Bescheidenheit" - Herbheit des Einsam-Stillen, aber auch das Unperfekte, wie es die Produktion eines Objekts mit sich bringt


wabi-sabi –
Konzept der Wahrnehmung von Schönheit - nicht die offenkundige Schönheit, sondern die verhüllte herbe Schlichtheit, verborgen in der Hülle des Unscheinbaren, eine Ästhetik des Unperfekten, das sich auch durch Asymmetrie, Rauheit und Unregelmäßigkeit auszeichnet und Achtung vor der Eigenheit der Dinge beinhaltet


waka –
alte klassische japanische Gedichtform - ein Genre der jap. Dichtkunst, das sich vom kanshi (Gedichte, die in chinesischer Sprache und in chinesischen Gedichtformen verfasst wurden) unterschied - entstand etwa im 8. Jahrhundert - gilt als Sammelbegriff für mehrere Stilrichtungen, die bekannteste ist das tanka (weitere Stilrichtungen sind chōka, sedōka, bussokusekika, katauta)


wakiku –
zweite Strophe (nach dem hokku) eines Renga/Renku, meistens vom Gastgebenden gedichtet


wakiokori
traditionelle Übung - man startet bei einem Renga/Renku mit dem hokku eines berühmten Poeten / einer berühmten Poetin (z.B. anlässlich eines Jahrestages)


yohaku –
leerer Raum, Auslassung, das nicht Gesagte


yohaku-no-bi –
"die Schönheit des übriggebliebenen Weiß" - ein ästhetisches Prinzip, bei dem im Kunstwerk stets eine freie (weiße) Stelle oder Fläche bleibt - so entsteht ein Moment der Andeutung, des Geheimnisvollen, des Verborgenen (siehe auch yūgen)


yoin –
"Nachhall"


yojo –
"überschüssige Bedeutung" - Suggestivität, d.h. Poesie, die über das Oberflächliche hinausgeht


yongin –
ein von vier Autor*innen geschriebenes Renga/Renku


yotsumono –
Renku-Dichtung mit 4 Strophen


yoyoshi –
Renku-Dichtung mit 44 Strophen


yūgen –
Geheimnis, das Unausgesprochene, die unergründliche Tiefe eines Haiku - etwas, das auch über den Haiku-Moment hinaus, unergründlich bleibt, sozusagen im Bereich jenseits der Worte liegt


zappai –
zatsu  + hai - "unterschiedliche haikai"
ein Genre der jap. Dichtkunst mit mehr als 25 diversen Stilen, bekannt ist vor allem das maekuzuke


zoka –
der kreative Geist der Natur


zoku –
gewöhnlicher Vers, entspricht nicht der wahren Kunst des Haiku

 

 

letzte Änderung: 06-01-2024