Haiga-Besprechung
in 73-2024/7
neuronale Bahnen
der Spur folgen durch
einen Blütenschleier Debbie Strange
Claudia Brefeld:
Welch harmonisches Haiga – klar und fragil zugleich.
Das zart und leicht wirkende Bild scheint förmlich den Blütenduft auszuströmen und es ist, als ob es die Sinne sensibilisiert. Man möchte nach flüchtigen Farben greifen, durch sie hindurchgehen und sich im Blütenduft verlieren.
Für einen Moment die Augen schließen und tief einatmen - diese Leichtigkeit des Augenblicks!
Die Position des Haiku wirkt wie ein Fingerzeig, dem man behutsam folgt, um die Tiefe des Bildes zu betreten.
in 69-2024/3
Nachbild
der Engel
zu dem meine Nichte geworden ist Maxianne Berger
Claudia Brefeld:
Das Nachbild in seiner Doppelbedeutung ist
- zum einem eines jener Phänomene, das wir durchaus biologisch erklären können, das aber trotzdem eine Faszination beinhaltet, wenn wir es wahrnehmen (sei es ein positives oder auch negatives Nachbild)
- und zum anderen ist es ein Bild, welches nicht im eigentlichen Wortsinn ein bekanntes, berühmtes Bild „nach“malt, sondern mit eigenen Mitteln neu gestaltet und somit interpretiert.
Unterstützt durch die „Unschärfe“ des Bildes scheinen sich in diesem Haiga verschiedene Bedeutungen miteinander zu verweben – eine spannungsvolle Offenheit, die auch eine Transzendenz nicht ausschließt. Die Anordnung der Schrift unter der Sonne wirkt haltend – fast ein wenig behütend.
Ein vielschichtiges Haiga mit starker Wirkung.
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