Sutejo wurde 1633 in der
Provinz von Tamba (in einer Kleinstadt im Hügelland nordwestlich von Kyoto)
als älteste Tochter des Samurai Den Rishige geboren. Da in dieser alten
und berühmten Samurai-Familie Bildung einen hohen Stellenwert hatte,
erhielt sie ebenfalls eine für die damalige Zeit ausgezeichnete
humanistische Ausbildung, zu der auch das Haiku und renga schreiben
gehörte (u. a. bis heute bekannt ist ihr Haiku "Verschneiter Morgen", das sie im
Alter von sechs Jahren schrieb).
Nach der Heirat mit dem Richter Suenari,
dem Sohn ihrer Stiefmutter, blühte ihr Talent dafür besonders auf. Dieser
schrieb in seiner Freizeit Gedichte. Der Höhepunkt ihrer haikai-Aktivitäten war in den 1650er und 1660er
Jahren.
Es war die Zeit der Edo-Periode (1603 – 1868) nach der damaligen Hauptstadt, die 1603
weit weg vom Kaiserhof in Kyoto nach Edo (heute Tokyo), einem
Fischereihafen, verlegt worden war.
Es erfolgte eine Aufteilung der
Bevölkerung in vier Stände:
an unterster Stelle standen die
Händler
dann kamen die Handwerker
darüber die Bauern
die Samurai, vormals der
Schwertadel, wurden - als oberster Stand - von Kriegsherren zu Beamten
ernannt. Und es war eine Zeit der Stabilität und des Friedens, die über 250 Jahre währen sollte,
einhergehend mit der fast völligen Isolation Japans. Außerdem kam es zur
Entwaffnung der gesamten Bevölkerung mit Ausnahme der Samurai, die Waffen
- länger als ein Kurzschwert - tragen durften. Während der Genroku-Zeit (1688-1704), unter dem gelehrten
Shogun Tsunayoshi, erlebte Japan sowohl wissenschaftlich als auch
künstlerisch eine neue Blüte.
Den Sutejo lebte nicht nur in der gleichen Periode wie Bashô, sie gehörte auch
der gleichen haikai-Schule, Teimon, an. Zudem wurde sie in ihrer
Jugendzeit von dem gleichen Ratgeber und Förderer Kitamura Kigin
(1624-1705) unterrichtet und begleitet. Allerdings hatten Sutejo und Bashô
keine Möglichkeit sich bei Kigin, der in Tokyo lebte, zu treffen. Dies war
zur damaligen Zeit nicht üblich, da Sutejo eine verheiratete Frau war,
deren Familie vom Sozialstatus her deutlich höher stand als Bashô.
Bald jedoch erschöpften ihre Verpflichtungen als Mutter von sechs Kindern
(fünf Söhne und eine Tochter) und Herrin eines großen Samurai-Haushaltes
ihre kreative Energie.
Ihr Ehemann Suenari starb im
Jahre 1674, zu dem Zeitpunkt war sie 42 Jahre alt. In ihrem Kummer und
ihrer Einsamkeit widmete sie sich dem tanka, einer Versform, in der
sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnte.
1681 wurde sie buddhistische Nonne
und zog nach Kyoto. Ihre Familie gehörte zur buddhistischen Sekte „Reines Land“, die
zu jener Zeit populär war. Auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung konvertierte
sie 1686 zur Zen-Sekte und wurde Schülerin des angesehenen Zen-Meisters Bankei Eikatu
(1622-1693). So zog sie nach Himeji, wo sich sein Tempel Ryuumon-Ji befand,
blieb dort als Zen-Anhängerin und baute ihren Tempel Futai An neben
seinem Tempel. Hier lebte sie mit über 30 anderen Frauen.
Von Bankei erhielt sie den Namen Teikan. Sie war es auch, die Reisen und
Vorträge des Zen-Meisters biographisch festhielt und die so der Nachwelt
erhalten blieben.
Zum Zeitpunkt ihres Todes (1689) war eine Anzahl Nonnen in ihrer Residenz
versammelt. Vermutlich wussten diese kaum, dass Sutejo einst eine
Haiku-Poetin gewesen war.
Ihr Grab befindet sich im Tempel Ryuumon-Ji.
yuki no asa ni no ji ni no ji no geta no ato
verschneiter Morgen -
die Spuren von Holzsandalen
zwei Linien, wieder zwei Linien
(Übersetzung in
Zusammenarbeit mit Gabi Greve)
(Claudia Brefeld: 15-12-2007)
letzte Änderung: 7-4-2008
Literatur:
Ueda Makoto (2003):
Far beyond the fields – Haiku by Japanese Women: An Anthology, ISBN 0-231-12862-2
Rexroth, Kenneth; Atsumi, Ikuko (1977):
Women poets of Japan, ISBN 0-8112-0820-6
Wikipedia – Edo-Zeit
(Stand 15-12-2007)
Wikipedia – Bankei Eitaku
(Stand 15-12-2007)
World Kigo
Database-Topics-Den Sutejo (Stand 15-12-2007)
Embjapan - Die
Japan Community (Stand 15-12-2007)
Japan-Tipp – Geschichte
(Stand 15-12-2007)
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