Tan-renga - Werke
mit
Christa Beau
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Martin Berner
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IDEEDITION
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Gitta Hofrichter
Gitta Hofrichter - Tan-renga-Zyklus
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Gabriele Reinhard
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Tan-renga - die Gedichtform
Das tan-renga
ist die Miniatur unter den Kettengedichten, nichtsdestotrotz kann es auf
eine lange Tradition zurückblicken.
Die Anfänge der japanischen Literatur findet man in ihrer Erzählkultur, da es bis zum 5. Jh. in Japan
keine eigene Schrift gab. Nach der Übernahme der chinesischen Schrift
erschienen erste japanische Werke mit dem Beginn des 8. Jh. (Nara-Periode,
710-794):
Das Kojiki "Berichte aus alten
Zeiten", ca. 712 >> Anthologie von Mythen und Legenden
Das Nihon shoki "Berichte über Japan", ca. 720 >> chronologische Geschichtsdarstellung
(Bis zum zweiten Weltkrieg waren übrigens beide Werke die Grundlage für die in der Edo-Zeit wieder
entdeckte Göttlichkeit des japanischen Kaisers)
Das Fudoki, ab ca. 713 >> Aufzeichnungen über Wind und
Erde, eine Beschreibung der Geschichte, Geographie und Folklore
verschiedener Provinzen
Im Man’yōshū "Sammlung der Zehntausend Blätter" (ein 20teiliges Werk, dessen Hauptteil die Periode
von ca. 600 bis 749 darstellt und nach 771 entstanden ist) findet man
unter verschiedenen Lyrik-Dichtungen, wie z.B. tanka, chōka,
kanshi - auch ein tan-renga!
Die Wurzeln des tan-renga liegen in der Heian-Periode, 794-1185, (heian = Frieden, Stille)
und man findet im waka, dem lyrischen Gedicht mit der festen Form
aus 5-7-5 / 7-7 Moren*, seinen Vorgänger. Waka-Dichtung war eine
japanische Dichtung, die inhaltlich im Gegensatz zur kanshi-Dichtung
(aus China kommend) stand, und die sich erst allmählich die langjährige
Tradition des kanshi bzw. dessen Themen wie "Natur, Einsamkeit und
Rückzug aus der Gesellschaft" zueigen machte.
Hofdamen wie Murasaki Shikibu und Sei Shonagon waren maßgeblich an der zeitgenössischen Literatur beteiligt.
Murasaki Shikibu (ca. 978 - ca. 1016) schrieb das Genji Monogatari "Die Geschichte des Prinzen Genji"
> 54 Kapitel, ca. 1002-1015.
Sei Shonagon (ca. 966 - ca.1025) schrieb das Makura no soshi "Kopfkissenbuch" > ca. 320 Abschnitte, ein
Tagebuch zwischen 1001-1010.
Und von Murasaki Shikibu ist bekannt, dass sie einmal aufgefordert wurde, die fehlenden Zeilen zu einem
tanka beizusteuern - ein renga (Kettengedicht), das tan-renga,
entstand.
In dieser Zeit begann sich das renga, und damit auch das tan-renga, mehr und mehr in der
höfischen Gesellschaft Japans zu etablieren und war dort als poetisches
Spiel sehr beliebt.
Auch wenn das tan-renga (jap. = kurzes Kettengedicht) aus dem tanka hervorgegangen
ist - es ist kein von zwei Autoren geschriebenes tanka, sondern die Weiterführung eines vorgegebenen
Verses (z. B. ein Haiku) durch einen zweiten Vers. Anfänglich nannte man es renga, um es aber von
nachfolgenden längeren Kettengedichten zu unterscheiden, bezeichnet man es als tan-renga.
In Anlehnung an die tanka-Form besteht das tan-renga aus zwei Versen:
dem Oberstollen, hokku (5-7-5, allgemein Langvers "chôku" genannt)
und dem Unterstollen, waki oder wakiku (7-7, allgemein Kurzvers "tanku"
genannt)
An diesem Moren(Silben)-Schema muss aber keineswegs festgehalten werden und auch die Leerzeile, die normalerweise
zwischen den beiden Versen steht, wird manchmal aufgehoben.
Das tan-renga beginnt mit dem Oberstollen des ersten Autors, nachfolgend fügt der zweite
Autor den Unterstollen an, in dem er assoziativ auf den vorherigen Vers
eingeht und dadurch einen neuen Impuls, eine unerwartete Wendung einbringt.
Oder aber eine neue Komponente im zweiten Vers schafft ein
Spannungsgefüge: diese Form der Nebeneinanderstellung (Juxtaposition)
führt zu einer intensiveren Deutung, als jedes Teil, für sich alleine
stehend, es erreichen könnte.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Rätsel-Lösung-Variante.
Wie unterschiedlich sich ein
tan-renga gestalten kann, wenn der zweite Vers von
verschiedenen Autoren erstellt wird, zeigt ein Beispiel auf folgender
Webseite:
Japanese Poetry Patterns - Tan Renga
Letztendlich gilt aber auch beim tan-renga: die Kettendichtung ist eine Partnerdichtung,
keine Konkurrenzdichtung.
Thematisch ist das tan-renga offen: sowohl Jahreszeiten (in diesem Falle würde das hokku ein
kigo enthalten), als auch alle Bereiche des sozialen Lebens, Kultur
und Politik sind möglich - ernst oder heiter nuanciert.
*Jede Mora (Mehrzahl Moren) wird
in Kana (= jap. Schriftzeichen) durch jeweils ein Zeichen wiedergegeben
und gilt in der Poesie als rhythmische Einheit. Sie ist nicht
gleichzusetzen mit der Silbe. Siehe auch
Mora. Trotzdem wird allgemein der Begriff Silbenschema verwendet.
Claudia Brefeld (13-3-2007)
letzte Änderung: 10-8-2010
Literatur:
Uni Mainz, Dr. Marion Grein:
Japanische Literatur (Stand 12-3-2007)
Uni Hamburg, Zeitschrift NOAG,
Rezension (Stand 12-3-2007)
Wikipedia - Man'yōshū (Stand
12-3-2007)
Wikipedia - Murasaki Shikibu
(Stand 12-3-2007)
DHG - Tan-renga
(Stand 12-3-2007)
Ideedition - Tan-Renga (Stand 12-3-2007)
Titel-Forum - Gerd Börner: Renga,
Kasen, Renshi (Stand 12-3-2007)
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